Die Rolle der Ferse: Ein oft unterschätztes biomechanisches Schlüsselsegment
Die Ferse ist ein kleines Körpersegment mit grosser Wirkung. Ihre spezifische Form und Struktur ermöglichen nicht nur den aufrechten Gang des Menschen, sondern übernehmen auch zentrale Aufgaben. Beim Stehen trägt sie rund 60–70 % des Körpergewichts, wirkt als Stossdämpfer und verteilt den Druck gleichmässig. Während der Abrollbewegung des Fusses dient sie zusätzlich als Hebel für die Achillessehne (1–3).
Wie beeinflusst die Fersenstellung die Belastung von Knie, Hüfte und Wirbelsäule?
Eine aufrechte Fersenposition unterstützt die optimale Gelenkstatik. Fehlstellungen wirken sich jedoch auf den gesamten Bewegungsapparat aus:
- Eine nach innen geneigte Ferse führt zu einer Innenrotation des Knies und begünstigt X-Beine.
- Eine nach aussen geneigte Ferse führt zu einer Aussenrotation und begünstigt O-Beine.
Beide Fehlstellungen belasten das Kniegelenk unnatürlich und können zu Meniskusschäden oder Arthrose führen. Durch die Fehlstellung der Ferse kann auch das Becken kippen, was zu asymmetrischer Belastung der Hüftgelenke führt. Das erhöht das Risiko für Hüftarthrose und fördert muskuläre Dysbalancen. Häufig tritt durch die Fehlstellung ein Beckenschiefstand auf, der zu kompensatorischen Veränderungen der Wirbelsäule (Skoliose) und verspannter Rückenmuskulatur führen kann (4).
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Typische Beschwerden: Ursachen und biomechanische Hintergründe
Fehlstellungen verändern den Winkel zwischen Ferse und Achillessehne. Bei Belastung entsteht dadurch eine ungleichmässige Zugkraft, die zu Überbeanspruchung, Entzündung, Mikrotraumen und Schmerzen führt (5). Sportliche Aktivität oder zu schnelle Steigerung derer verstärkt die Symptome. Übergewicht oder falsches Schuhwerk erhöht das Risiko einer Fehlbelastung zusätzlich.
Fehlstellungen der Ferse oder des Längsgewölbes begünstigen nicht nur eine asymmetrische Belastung der Achillessehne, sondern auch der Plantarfaszie. Im Laufe der Zeit entstehen kleine Risse und Entzündungen, woraufhin der Körper Kalkablagerungen bildet, die knöcherne Ausziehungen verursachen – den Fersensporn. Zu den Risikofaktoren gehören auch eine verkürzte Wadenmuskulatur und Übergewicht (6).
Praktische Ansätze zur Optimierung der Fersenfunktion
Mittels unserer biomechanischen Analysen können wertvolle Erkenntnisse über Fehlstellungen, muskuläre Dysbalancen und individuelle Bewegungsmuster erbracht werden. Fehlbelastungen können so frühzeitig erkannt und durch gezielte Anpassungen reduziert werden. Folgende Massnahmen können helfen (5, 7):
- Optimales Schuhwerk als stabile Basis
- Orthopädische Mass-Einlagen, um Fehlstellungen zu korrigieren und den Druck gleichmässig zu verteilen
- Training der Wadenmuskulatur und des Längsgewölbes sowie Dehnübungen
(Bild 3)
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Blogbeitrag Rahel Schwizer, Sport- und Bewegungswissenschaftlerin
MSc ETH
Quellen:
- https://gelenk-klinik.de/ferse/anatomie-und-erkrankungen-der-ferse.html
- https://www.netdoktor.ch/anatomie/fuss/
- Schulte, E., Schumacher, U., & Schünke, M. (2018). Untere Extremitäten. In S. Michael, Prometheus Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem (S. 408-479). Georg Thieme Verlag KG
- https://www.liebscher-bracht.com/schmerzlexikon/x-beine/ (13.10.2025)
- Dohle J. (2014) Achillodynie – Ursache und Therapie. Orthopädie & Rheuma., 17: 28-34
- Ribeiro, Ana. (2021). Biomechanical Aspects of the Static and Dynamic Patterns of the Feet of Runners with Plantar Fasciitis and Their Relationship with Sports Shoes. 10.5772/intechopen.97090.
- Alfredson H et al. (1998) Heavy-load eccentric calf muscle training for the treatment of chronic Achilles tendinosis. Am J Sports Med., 26: 360– 66.
Bildquellen:
- https://depositphotos.com
- https://depositphotos.com
- https://www.swissbiomechanics.ch/

