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Zwischen Tischtennis, Trittfrequenz und mentaler Stärke

Sportlerin, Psychologin, Quereinsteigerin – Rahel Aschwanden über mentale Stärke und Effizienz auf dem Rad

Rahel Aschwanden war viele Jahre eine feste Grösse im Schweizer Tischtennis. Sie nahm an Weltmeisterschaften teil, gewann mehrere Schweizer Meistertitel und sammelte internationale Erfahrung. Nach mehreren Knieoperationen musste sie ihre Karriere beenden. Ihre neue sportliche Heimat fand sie im Radsport. Mit einer klaren Zielsetzung führten wir bei Rahel eine Radanalyse Next Level Pain durch. Im Gespräch gibt sie Einblick in ihren sportlichen Werdegang, die Umstellung vom Reaktionssport zum Ausdauersport und die Rolle, die biomechanische Anpassungen für ihre Leistungsfähigkeit spielen.

Rahel Aschwanden, du hast eine beeindruckende Karriere im Tischtennis hinter dir, mit mehreren WM-Teilnahmen und Schweizer Meistertiteln. Was hat dich motiviert, in den Radsport zu wechseln?

Mich hat vor allem die körperliche Komponente des Radsports angesprochen – und die Möglichkeit, mich draussen an der frischen Luft zu bewegen. Der Wechsel vom schnellen Reaktionssport Tischtennis zum Ausdauersport Radsport liegt zwar nicht unbedingt nahe, doch nach einigen Verletzungen war klar, dass ich meine Tischtenniskarriere beenden muss. Über meine Arbeit als Fahrradkurierin in Graz während der Corona-Zeit habe ich den Weg zum Radsport gefunden.

Wie haben sich deine Trainingsmethoden und dein Körpergefühl durch den Wechsel vom Tischtennis zum Radsport verändert?

Die Trainingsmethoden unterscheiden sich grundlegend. Im Tischtennis werden im Elitebereich etwa je ein Viertel der Trainingszeit für Technik, Taktik, Psyche und Kondition aufgewendet. Bei der Kondition steht die Schnelligkeit im Zentrum, während die Ausdauer eine untergeordnete Rolle spielt – man braucht vor allem eine gute Grundlagenausdauer für Turniere über mehrere Tage. Im Radsport hingegen ist die Ausdauer der zentrale Faktor. Das Training basiert stark auf Leistungsdaten, und auch Themen wie Regeneration und Ernährung haben für mich eine deutlich grössere Bedeutung bekommen.
Da Tischtennis eine koordinativ anspruchsvolle Sportart ist, habe ich dort ein gutes Körpergefühl entwickelt – und davon profitiere ich heute im Radsport. Ich fühle mich auf dem Velo und im Feld wohl, kann mich schnell an neue Situationen anpassen, zum Beispiel bei der Umstellung zwischen Strassen- und Zeitfahrvelo.

Als Sportpsychologin und Athletin: Wie beeinflusst dein psychologisches Wissen deine Wettkampfvorbereitung im Radsport?

Als Sportpsychologin finde ich es spannend, die mentalen Techniken, die ich mit Athlet:innen aus anderen Sportarten trainiere, selbst im Radsport anzuwenden. Dadurch kann ich mich gut in ihre Perspektive hineinversetzen – ich weiss aus eigener Erfahrung, wie sich bestimmte Situationen anfühlen.

Ich liebe das Kribbeln vor dem Wettkampf – dieses Gefühl habe ich nach meiner Tischtenniskarriere vermisst. In der Wettkampfvorbereitung sorge ich mit Musik für eine lockere Stimmung im Team und plaudere und witzle gerne als bewusste Ablenkung. Kurz vor dem Start gehe im Kopf nochmals unseren Teamplan durch, um mit einem positiven Gefühl an die Startlinie zu gehen – überzeugt davon, dass es gut laufen wird.

Du hast mehrere Knie- und Hüftoperationen hinter dir. Wie gehst du mit körperlichen Rückschlägen um, und welche Rolle spielt dabei die mentale Resilienz?

Ich hatte das Glück, während meiner Verletzungszeit ein starkes Umfeld an meiner Seite zu haben – meine Familie, ein engagierter Sportarzt und meine Physiotherapeuten haben mich immer unterstützt. Besonders nach der zweiten Knieoperation war es mental eine Herausforderung. Die Prognose, nie wieder Stop-and-Go-Sportarten ausüben zu können, war schwer zu akzeptieren. Trotzdem gelang es mir, nach vorne zu schauen und meinen Fokus darauf zu richten, was weiterhin möglich ist. Der Radsport wurde für mich zu einer neuen Leidenschaft – er gab mir die Möglichkeit, trotz Einschränkungen weiter sportlich aktiv zu sein und neue Ziele zu verfolgen.

Du trainierst viel und gezielt – wann hast du zum ersten Mal gemerkt: da ist noch Luft nach oben, aber irgendetwas passt nicht?

Mit dem Eintritt ins neu gegründete SPAR CTO Women Team und dem damit verbundenen Wechsel auf ein Willier-Rad war für mich klar: Ein Bikefitting ist unverzichtbar – nicht nur wegen einer optimalen Kraftübertragung und Aerodynamik, sondern auch, um meine Knie- und Hüftgelenke zu entlasten. Mein Trainer und Stefan Küng haben euch empfohlen.

Was waren deine Erwartungen an das Bikefitting, und inwiefern wurden sie erfüllt oder sogar übertroffen?

Ich wollte möglichst beschwerdefrei fahren können. Es hat mich überrascht, wie stark schon kleine Veränderungen – wie die Position des Sattels oder der Schuhplatten – das Fahrgefühl beeinflussen. Die Beschwerden sind deutlich zurückgegangen.

Gab es spezifische Anpassungen oder Erkenntnisse aus dem Fitting, die dein Fahrgefühl oder deine Leistung signifikant verbessert haben?

Anfangs war die neue Position ungewohnt. Doch ich habe mich schnell daran gewöhnt und fühle mich inzwischen richtig wohl. Wie viel Einfluss die Veränderungen konkret auf meine Leistung haben, ist schwer einzuschätzen – dafür spielen zu viele Faktoren mit rein. Ich kann jetzt aber deutlich länger in einer tiefen, aerodynamischen Position fahren als vorher und kann so effizienter unterwegs sein.

Was würdest du anderen Sportler:innen raten, die das Gefühl haben, ihr volles Potenzial noch nicht ausgeschöpft zu haben?

Wer Radrennen fährt, sich auf dem Rad unwohl fühlt oder Beschwerden hat, dem würde ich unbedingt ein professionelles Bikefitting empfehlen – besonders beim Umstieg auf ein neues Rad. Danach ist gezieltes Training der Schlüssel, um das eigene Potenzial wirklich ausschöpfen zu können.

Wie wichtig ist aus deiner Sicht die individuelle Anpassung von Ausrüstung und Training für die Leistungsoptimierung?

Extrem wichtig. Sowohl das Training als auch das Setup müssen auf die jeweilige Person abgestimmt sein. Jeder Körper reagiert unterschiedlich – das gilt für Trainingsreize genauso wie für die Position auf dem Rad.

Name: Rahel Aschwanden

Geburtstag: 21. Oktober 1993

Hobbies: mit Göttibueb spielen, Gesellschaftsspiele (wie Tichu, Spicy, Schüsselispiel…), DJ spielen im Team (bekannt als D-Chain Rage)

Rahel Aschwanden ist eine ehemalige Schweizer Tischtennisspielerin mit mehreren WM-Teilnahmen und Schweizer Meistertiteln. Nach mehreren Knie- und Hüftoperationen wechselte sie in den Radsport, wo sie seitdem ihre neue sportliche Leidenschaft lebt. Rahel ist Mitglied des SPAR CTO Women Teams und trainiert mit grossem Fokus auf Leistung und Gesundheit. Als ausgebildete Sportpsychologin verbindet sie ihr Wissen über mentale Stärke mit ihrem Trainingsalltag. Mit ihrer Erfahrung aus zwei sehr unterschiedlichen Sportarten ist sie eine inspirierende Athletin, die ihr Potenzial kontinuierlich weiterentwickelt.

Buchen Sie Ihr persönliches Bikefitting um herauszufinden, ob auch bei Ihnen noch Luft nach oben ist.

Bilderquellen: Rahel Aschwanden 

18. Juni 2025