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Der perfekte Laufschuh

In der Schweiz ist der Laufsport auf dem Vormarsch: Jedes Jahr finden über 50 verschiedene Laufsportveranstaltungen statt, darunter Marathons, Halbmarathons und Trailrunnings(1) Schon beim morgendlichen Spaziergang durch die Schweizer Strassen wird die wachsende Begeisterung für das Laufen deutlich. Diese Entwicklung wird besonders anschaulich, wenn man bedenkt, dass sich die Teilnehmerzahl des Grand Prix von Bern in den letzten 30 Jahren verzehnfacht hat. (2) Auch die Anzahl der Frauen im Jungfrau-Marathon, der mit einem Frauenanteil von 43,1 % die meisten Finisherinnen verzeichnet, ist signifikant gestiegen. (3) Doch der Laufsport hat auch eine Schattenseite: Bis zu 21’500 Personen in der Schweiz müssen sich jährlich wegen Jogging-Verletzungen ärztlich behandeln lassen. (4) Um das Risiko solcher Verletzungen zu minimieren, finden Sie hier nützliche Tipps zur Auswahl des passenden Laufschuhs.

(Abbildung 1)

Alter und Neuer Laufschuh im Vergleich

Beim Laufen wirken Bodenreaktionskräfte von 1.5- bis 3-mal Körpergewicht, die Vibrationen und Schläge auf den Körper ausüben. Ein Laufschuh kann diesen Aufprall um bis zu 35 % reduzieren. (5) Nach einigen Kilometern sieht der Schuh jedoch nicht nur gebraucht aus, sondern mit steigender Distanz schwinden auch seine unterstützenden Eigenschaften. Nach bereits 500 km kann sich der maximale Druck auf die Fussunterseite verdoppeln. (5) Je nach Gebrauch (Laufgeschwindigkeit, Terrain, Laufstil, etc.) oder Eigenschaften des Läufers bzw. der Läuferin selbst (Grösse, Gewicht, Fusstyp, etc.) wird der Laufschuh unterschiedlich schnell abgenutzt. Abhängig vom Modell sollte also ein Laufschuh nach circa 500-700 km erneuert werden. (5) Aber welcher Schuh passt denn nun?

(Abbildung 2)

Schuhwahl und Anwendungsbereiche

Bevor ein neuer Schuh gekauft wird, sollte der Anwendungsbereich definiert werden.

Hallenschuh:

Hallenschuhe sind leicht und zeichnen sich durch eine hohe Reaktionsfähigkeit aufgrund einer dünnen und eher flachen Sohle aus. Sie sind für Stop-and-Go-Bewegungen konzipiert und bieten dabei optimalen Halt und Komfort im Innenbereich für Sportarten wie Basketball, Volleyball und Hallenfussball. (6)

Trekking (Gelände):

Ein Trekkingschuh muss vor allem Schutz bieten, Stabilität aufweisen und robust sein. Daher wird ein Schuh mit dicker Sohle und viel Profil empfohlen. (6)

Strasse/Trainingsschuh:

Das Laufen auf der Strasse stellt Anforderungen dar, die zwischen Trekking und dem Einsatz von Drinnen liegen. Das bedeutet, dass der Schuh relativ leicht sein sollte, jedoch gleichzeitig ein gewisses Profil an der Sohle aufweisen muss, um auch bei nassem Untergrund den Halt nicht zu verlieren. (6)

 

Trail:

Mehr Dämpfung bedeutet auch mehr Raum für Instabilität. Daher wird für Trailrunning eine weniger dicke Sohle mit direktem Bodenkontakt empfohlen, um zusätzlich besseren Schutz vor Stock und Stein zu bieten. (6)

(Abbildung 3)

Wettkampf-ambitioniert:

Die Verwendung eines Carbon-Laufschuh unterstützt die Vorwärtsbewegung und kann somit die Laufgeschwindigkeit, Energieeffizienz und allgemeine Performance erhöhen. Es ist jedoch Vorsicht geboten, da ein Carbon-Laufschuh meist weniger Stabilität bietet und so zu Fehlstellungen führen kann. (6; 7) zusätzlich ist die Lebensdauer eines Carbon-Laufschuh deutlich kürzer und beträgt circa 250-350 km. (8)

Studien haben gezeigt, dass die Verwendung von verschiedenen Laufschuhen das Verletzungsrisiko mindern kann. Durch unterschiedliche Schuhe adaptiert der Bewegungsapparat, neue Trainingsreize werden gesetzt und der Muskelaufbau wird gefördert und somit Verletzungen vorgebeugt. (9) Der Laufschuh ist jedoch nicht nur abhängig vom Nutzen, sondern auch von der Biomechanik und der Stabilität des Körpers. Daher ist eine fundierte Kenntnis der individuellen biomechanischen Eigenschaften entscheidend, um den optimalen Laufschuh zu finden. Mehr zu unseren Laufanalysen.

Fuss- und Beinachsenstabilität

Bei Betrachtung der Fersenbewegung während dem Laufen, kann festgestellt werden, ob es sich um eine Pronation (nach medial, innen fallende Ferse), Neutral (aufrecht bleibende Ferse) oder eine Supination (nach lateral, aussen fallende Ferse) handelt. Je nach Bewegung, sollte auch der Schuh dementsprechend angepasst werden.

(Abbildung 4)

Pronation:

Bei einer nach innen fallenden Ferse wird zu einem gestützten, auch als supported bezeichneten, Laufschuh geraten. Unter einem gestützten Schuh wird eine Sohle beschrieben, bei der die Innenseite, der mediale Bereich der Sohle, härter ist als der laterale, äussere Bereich. Dadurch wird die nach innen fallende Bewegung bereits vom Schuh gebremst und vermindert. (10) Ein gängiges Beispiel dafür ist der Asics GT-2000 oder Brooks Adrenaline GTS.

Neutral:

Bewegt sich die Ferse weder nach innen noch nach aussen, benötigt es keine zusätzliche Stütze. Dann kann zu einem neutralen Schuh gegriffen werden, der allgemein dem Fuss Stabilität und Halt bietet. Beispielsweise Brooks Glycerin oder Asics Gel-Nimbus.

Supination:

Für eine nach aussen fallende Ferse gibt es keine spezifische Stütze. Es gilt darauf zu achten, dass der Laufschuh neutral ist. Ein gestützter Schuh würde das Supinieren noch verstärken. Zusätzlich bietet sich eine weniger stark gedämpfte Sohle an, um generell Instabilität zu minimieren. (6) Geeignet für Supination sind beispielsweise Asics Gel-Pursue oder Brooks Ghost.

Aber so simpel ist die Definition für den perfekten Laufschuh doch nicht. Der Schuh hat nicht nur Auswirkungen auf den Rückfuss, sondern kann auch die Beinachsenstabilität beeinflussen. Ein gestützter Schuh kann beispielsweise die Beinachse überkorrigieren und zu weiteren Fehlbelastungen führen. Bei uns bieten wir nicht nur eine umfassende Laufschuhberatung an, sondern auch Mass-Einlagen, die eine noch bessere Unterstützung bieten und individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. Besuchen Sie uns für eine persönliche Beratung und entdecken Sie, wie wir Ihnen helfen können, den optimalen Laufschuh zu finden.

Blogbeitrag Paciane Bo Studer, Sport- und Bewegungswissenschaftlerin bei swissbiomechanics

MSc ETH

Quellen:

  1. Runner, Swiss. swissrunning. [Online] [Zitat vom: 15. 07 2024.] https://www.swiss-running.ch/de/swiss-runners/.
  2. Mariani, Daniele. swissinfo.ch. [Online] 16. 07 2014. [Zitat vom: 15. 07 2024.] https://www.swissinfo.ch/ger/gesellschaft/immer-mehr-schweizer-im-lauffieber/38738940.
  3. Datasport. Datasport. [Online] 02 2024. [Zitat vom: 15. 07 2024.] https://www.datasport.com/de/sportevents/running/marathon/.
  4. bfu. bfu bpa upi. [Online] 01. 03 2022. [Zitat vom: 15. 07 2024.] https://www.bfu.ch/de/die-bfu/medien/immer-mehr-laufsport-verletzungen.
  5. Longitudinal Analysis of Plantar Pressures with Wear of a Running Shoe. Escamilla-Martínez, Elena, et al. s.l. : International Journal of Environmental Research and Public Health, 2020.
  6. Antoine, B., Christopher, T. und Stéphane, B. Shoes for Running. The Running Athlete. Berlin, Heidelberg : Springer, 2022.
  7. Recent Improvements in Marathon Run Times Are Likely Technological, Not Physiological. Muniz-Pardos, Borja, et al. 3, s.l. : Sports Med, 2021, Bd. 51.
  8. Weber, Urs und Brucker, Patrick. Runner’s World. Die Rennmaschinen mit Carbon in der Sohle. [Online] 26. 09 2023. [Zitat vom: 15. 07 2024.] https://www.runnersworld.de/laufschuhe/carbon-laufschuhe-im-test/.
  9. Can parallel use of different running shoes decrease running-related injury risk. Malisoux, L., et al. s.l. : Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, 2013.
  10. Motion – control shoes help maintainin glow loading rte levels during fatiguing running in pronated female runners. Jafarnezhadgero, Amir Ali, Sorkhe, Elham und Oliveira, Anderson S. 73, s.l. : Gait & Posture, 2019.

 

Bilduellen:

  1. Abbildung: https://depositphotos.com/de/
  2. Abbildung: https://depositphotos.com/de/
  3. Abbildung: https://www.asics.com/ch/de-ch/metaspeed-sky-paris/p/1013A123-750.html?size=6&width=Standard&gad_source=1&gclid=CjwKCAjwtNi0BhA1EiwAWZaANJhoQaRQNZKcDjLHQB5PZPAjONhb8 5eSPa5zgEe8AeSavvsQgja4VBoC1-EQAvD_BwE
  4. https://de.freepik.com/
16. Juli 2024